Geschichte des Esperanto

Die Kunstsprache oder besser gesagt Plansprache Esperanto ist keine natürliche Sprache, sondern wurde von Dr. Lazarus Ludwig Zamenhof entwickelt und 1887 öffentlich vorgestellt. Er nannte die Sprache zunächst einfach "Lingvo Internacia" ("Internationale Sprache"). Zamenhof wurde 1859 in Bialystok geboren, lebte und arbeitete in Warschau als Augenarzt und starb 1917 in Warschau. Seine Heimatstadt Bialystok liegt heute in Polen, gehörte zur damaligen Zeit regional zu Litauen und war russisches Protektorat, gehörte also politisch zu Russland. Die Stadt war in russische, jüdische, deutsche und polnische Viertel aufgeteilt, was zu Spannungen unter den verschiedenen Gruppen führte. Zamenhof wuchs als Teil der jüdischen Bevölkerung auf, die besonders unter der Situation zu leiden hatte. Bereits als Schüler entwickelte er die Idee zu einer neutralen Verständigungssprache, die leicht erlernbar sein sollte, so daß jeder sie als Zweitsprache annehmen konnte. Er stellte eine erste Version im Kreis seiner Vertrauten 1879 vor und es folgten weitere Versionen mit verschiedenen Verbesserungen. 1887 veröffentlichte Zamenhof schließlich sein Projekt. Der Name "Esperanto" bedeutet "Hoffender", das Zamenhof als Pseudonym für sich verwendete ("Doktoro Esperanto") und mit dem die Sprache selbst bald bezeichnet wurde: Esperanto-Sprache oder kurz "Esperanto".

Frühe Verbreitung

1887 gab Zamenhof eine erste Broschüre über Esperanto unter dem Pseudonym "Doktoro Esperanto" heraus (Unua libro), die zunächst auf Russisch erschien und später auf Polnisch, Französisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch und Jiddisch. In der Einleitung unterstreicht er die Relevanz einer gemeinsamen Sprache für Wissenschaft, Wirtschaft und Völkerverständigung, die neutral und einfach ist und von möglichst vielen verwendet wird. Er verzichtet von Beginn an auf seine Autorenrechte, um die möglichst weite Verbreitung des Esperanto zu fördern. 1888 folgte ein zweites Buch (Dua libro).

Von September 1889 bis Juni 1895 wurde die Zeitschrift "La Esperantisto" in Nürnberg herausgegeben; zunächst von der Nürnberger Esperanto-Gruppe, dann von Zamenhof selbst. 1894 erschien das Wörterbuch "Universala Vortaro" mit Übersetzungen der Wörter des Esperanto in 5 Sprachen. 1903 erschien die Anthologie "Fundamenta Krestomatio" mit Übungen und in Esperanto verfassten Artikeln und Gedichten. 1905 erschien das "Fundamento de Esperanto", ein Lernbuch mit einem Grammatikteil (insgesamt 16 Regeln), Übungen und dem Wörterbuch.

1898 wurde von Louis de Beaufront in Frankreich der erste überregionale Esperanto-Verband, 1903 der schweizerische Landesverband gegründet. In ganz Europa folgten Landesverbände und Vereinigungen, wie etwa 1906 der Deutsche Esperanto-Bund. Es gab auch einen Weltkongress, der 1905 in xxx stattfand und der das "Fundamento de Esperanto" bestätigte. 1908 wurde der Esperanto-Weltbund "Universala Esperanto-Asocio" gegründet.

1914 bis 1945

Während des Ersten Weltkriegs mussten die Esperanto-Verbände in den beteiligten Ländern ihre Aktivitäten einschränken oder ganz einstellen. Nach dem Ende des Krieges wurden jedoch weitere Gruppierungen und Verbände gegründet und die Verbreitung der Sprache konnte fortschreiten. 1933/34 schlossen sich die verschiedenen Landesverbände dem Esperanto-Weltbund an, um die Öffentlichkeitsarbeit und die Dokumentation der Sprache gemeinsam auf internationaler Ebene zu fördern. 1921 bildete sich der Weltweite Bund der Nationslosen (Organisation Sennacieca Asocio Tutmonda) mit Sitz in Paris.

Die Esperanto-Bewegung ist in ihren Grundsätzen politisch neutral. 1921 gründet Eugène Lanti den Nationslosen Weltbund - die Sennacieca Asocio Tutmonda (SAT), der sich gegen diese Neutralität stellt und das Bemühen der Bewegung, sich dem nationalistischen Weg anzupassen, ablehnt. Esperanto wird damit zu einem Moment der internationalen Verbrüderung und zu einem Kommunikationsmittel für den einfachen Arbeiter.

Das Dritte Reich
Schon während der Weimarer Republik lehnen die Nazis die Esperanto-Bewegung ab und im Dritten Reich wurden 1936 alle Esperanto-Verbände aufgelöst, die sich für die Verbreitung der Sprache einsetzten. Darunter war auch der Deutsche Esperanto-Bund und die Neue Deutsche Esperanto-Bewegung, die schon seit ihrer Gründung 1931 nationalsozialistisch ausgerichtet war. Der Deutsche Esperanto-Bund verfolgte eine Politik der Anpassung, wobei Hitler-Reden und antisemitische Pamphlete in Esperanto gedruckt wurden. Trotzdem erlässt Hitler 1936 ein Verbot der Betätigung für die Universala Esperanto-Asocio (Esperanto-Weltbund) und die SAT. 1936 spaltet sich die Esperanto-Bewegung, was zur Gründung der Internacia Esperanto-Ligo (IEL) führt.

Die Sowjetunion
In der Sowjetunion wird im Juni 1921 die Vereinigung Sowjeticher Esperantisten (SEU) gegründet. Der Verband ist der Regierung untergeordnet und streng zentralistisch organisiert. Die Arbeiteresperantisten stehen dabei besonders im Blick der SEU und sie akzeptiert 1923 die Grundsätze von Toleranz und Einheit der SAT. Die Gründung einer Internationalen Arbeiterkorrespondenz wird gefördert, und 1931 gründet sich die Internationale der Proletarischen Esperantisten (IPE). Es kommt zum Bruch mit der SAT, die immer mehr unter den Druck der Politik der Russifizierung gerät. Die Sowjet-Regierung betrachtet eine künstliche Weltsprache als schädlich für die Entwicklung des Sozialismus und 1937 beginnen im Rahmen der Großen Säuberung durch Stalin Verhaftungen, Exil und Liquidierung der führenden Esperantisten und Mitglieder der SEU.

Nachkriegszeit und Heute

Nach Stalins Tod 1953 konnten die Verbände in Osteuropa und der Sowjetunion wieder aktiver werden und sich dem UEA anschließen, 1955 der polnische und 1989 der sowjetische. In der DDR waren Esperanto-Gruppierungen bis 1965 verboten, dann konnte ein Zentraler Arbeitskreis Esperanto und 1981 ein Esperantoverband im Kulturbund der DDR gegründet werden.

Die Esperanto-Bewegung war nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich geschwächt, viele Mitglieder waren im Krieg und im KZ umgekommen. Die westeuropäischen Esperanto-Verbände wurden neu gegründet und später auch in Osteuropa erneut zugelassen. 1954 wurde Esperanto durch eine Resolution der UNESCO unterstützt, die die Mitgliedstaaten zur Prüfung einer Möglichkeit für die Verwendung von Esperanto aufrief. In den 70ern nahm die Sprecherzahl deutlich zu und in den 80er Jahren gab es durch das Ende der DDR und der Sowjetunion einen neuen Schub in der Verbreitung. In Osteuropa erfuhren die bisher stark von den Regierungen beaufsichtigten Verbände eine Befreiung und einen Anstieg der Mitgleiderzahlen. Ebenso wurden in Afrika und China Verbände gegründet - der chinesische Bund schloß sich 1980 dem Weltbund an und 1986 und 2004 fanden in Peking Esperanto-Weltkongresse statt.

Im Jahr 2005 gab es Landesverbände des UEA auf allen fünf Kontinenten und in 117 Ländern. Der Weltbund zählte 6107 Einzelmitglieder und 12.253 Mitglieder über die angeschlossenen Landesverbände. Etwa zwei Drittel der Mitglieder des Esperanto-Weltbundes leben in Europa.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Esperanto