Esperanto Musik


1887 bis 1950er

Esperanto hat schon früh durch Übersetzungen von Weltliteratur seine Eignung als Sprache für die Kultur gezeigt. Seine Ausdrucksfähigkeit kann ebenso in Liedtexte transportiert werden, wie in die Poesie. So wurden schon frühe Gedichte Zamenhofs vertont, wobei besonders La Espero (Die Hoffnung) zu nennen ist, das als Hymne der Esperanto-Bewegung gilt und auf dem Ersten Weltkongress 1905 offiziell als solche angenommen wurde. Die Musik ist ein sprach- und völkerübergreifendes Medium, wie sich schon im Oktober 1896 in Smolensk zeigte, wo das erste Mal in einer Messe ein Lied auf Esperanto gesungen wurde. Weiterhin gab der Esperanto-Arbeiterbund Sennacienca Asocio Tutmonda (SAT) 1924 ein „proletarisches Liederbuch“ heraus, das Arbeiterlieder auf Esperanto enthielt. Zur gleichen Zeit traten Liedermacher mit ihren Liedern auf Esperanto in Pariser Kabaretts auf.

1960er bis 1980er

Gerade die Liedermacher spielten ab den 1960er Jahren eine große Rolle in der Esperanto-Musikszene. Das amerikanische Plattenlabel ESP-Disk gab als erste Produktion das Album Ni kantu en Esperanto (Wir singen in Esperanto) heraus, das unter anderen das Lied La lingvo por ni (Die Sprache für uns) mit der Melodie des Liedes My Bonnie Lies over the Ocean. Das Album Jen nia mondo (Schau dir unsere Welt an) der holländischen Gruppe Duo espera (Hoffendes Duo) erschien 1967 mit einer Übersetzung des Liedes This Land is Your Land von Woody Guthrie. Dieser Trend wurde in den 1970ern fortgeführt mit vielen neuen Künstlern, die Schallplatten und Kassetten herausbrachten. Es entstanden die ersten Esperanto-Plattenlabels wie La Nuova Frontiera in Italien oder LF-koop in der Schweiz und die Tradition der Esperanto-Liedermacher setzt sich bis heute fort.

Aber auch andere Musikstile wurden von Esperanto erobert. So war auf dem Album Vivu la stel' von Reiner Svensson aus Schweden der erste Rocksong auf Esperanto Sven kaj Siv (Sven und Siv) erschienen. 1982 wurde die Band Amplifiki gegründet, die die moderne Esperanto-Musik stark beeinflussten. Ihre Mitglieder kamen aus Frankreich, Dänemark und Schweden und haben das in der Esperanto-Welt sehr bekannte Lied Sola (Allein) veröffentlicht, das von der internationalen Stimmung auf einem Esperanto-Jugendkongress erzählt und zu einem Klassiker wurde, der auf Treffen regelmäßig gespielt wird. Aus dieser Zeit stammen auch die Rockbands La Mondanoj (Die Weltbürger) aus Berlin und die slowakische Band Team'.

Die Musikszene wurde immer vielseitiger und verschiedene Stilrichtungen wurden integriert. Das zeigt unter anderem der 1988 gegründete Fachverband für Rockmusik auf Esperanto, der EUROKKA. Das wichtigste Plattenlabel dieses Bereichs ist der Vinilkosmo mit Sitz bei Toulouse in Frankreich mit den Bands Amplifiki und La Rozmariaj Beboj. Die Zeitschrift rok-gazet', die bis 2003 die wichtigste für moderne Esperanto-Musik war, wurde in über 80 Ländern gelesen.

Seit den 1990ern: Verschiendene Musikrichtungen

Wie auch in der Musikszene ausserhalb der Esperanto-Welt hat sich eine DJ-Szene entwickelt, mit den bekanntesten DJs DJ Nucki, DJ Nobbi, DJ Jan Schröder und DJ Kunar aus Deutschland, DJ Njokki aus Italien und DJ Roger Borges aus Brasilien. Die ersten Hiphop-Texte auf Esperanto stammen von Jan Schröder, DJ Kunar und Eterne Rima. Viele weitere Bands brachten immer neue Musikstile in die Esperanto-Musik ein, wie Punk (Pic^ismo aus der Ukraine), Ska (Esperanto Desperado, die viele Stile vereinen, unter anderem auch Ska), Heavy Metal (Krio de Morto aus Posen) und sogar Übersetzungen von deutschen Schlagern ins Esperanto durch den Hamburger Sänger Ralph Glomp. Chorgesang auf Esperanto von Lou Harrison, der den buddhistischen Text des Herz-Sutra übersetzte und Musicals, die natürlich nicht fehlen dürfen: 1997 wurde auf dem Esperanto-Jugendweltkongress das erste Esperanto-Musical präsentiert.

2000 wurde die Band Dolchamar aus Finnland mit Hiphop und elektronischen Rock bekannt. Sie gehört zu den erfolgreichsten Bands der Gegenwart und spielt regelmäßig auf Weltmusik-Festivals in ihrer Heimat.

Wo kann man Esperanto-Musik hören?

Ausserhalb der Esperanto-Szene sind die meisten Bands nicht sehr bekannt. Die vielfältigen Kulturveranstaltungen der Esperanto-Welt schaffen hier Abhilfe, denn es gibt inzwischen viele regelmäßig stattfindende Festivals. In Skandinavien findet seit 1986 das Kultura Esperanto-Festivalo (KEF) statt, bisher neun Mal. 2009 war das Festival in Dänemark. In Frankreich fand 2000 eine ähnliche Veranstaltung mit dem Esperanto-Kultur- und Kunstfestival Kultura kaj Arta Festivalo de Esperanto, (KAFE) statt und in Russland hat sich seit 1989 das Festival Esperanto - Lingvo Arta, (EoLA) (Esperanto - eine Kunstsprache) etabliert. In Polen findet das Kulturtreffen Artaj Konfrontoj en Esperanto (ArKonEs) rund um Esperantokultur statt und in der Ukraine die Velura Sezono, die Samtene Saison.

Wer sich für Esperanto-Musik interessiert

Hier einige Websites, die Esperanto-Musik anbieten oder besprechen:

http://users.skynet.be/fa582651/cdrom/menu/de/muzikode.html
http://www.vinilkosmo.com/
http://www.esperanto-panorama.net/angla/muziko.htm


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Esperanto-Musik